Unter dem Titel „Staffelübung“ fanden am Samstag, den 08. Oktober, mehrere groß angelegte Einsatzübungen in Enzersfeld statt!
Verteilt über den herbstlichen, aber sehr sonnigen Nachmittag wurden insgesamt drei Unterübungen mit unterschiedlichen Einsatzszenarien vom Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Enzersfeld geplant und koordiniert.
Den Kameradinnen und Kameraden der Wehr stand es frei, bei allen Übungen teilzunehmen, zwischendurch einzusteigen oder aber auch nur bei einer Einsatzübung mit zu wirken.
Denn auch im Alltag und bei reellen Einsätzen wird sehr oft die private Tätigkeit umgehend unterbrochen, um Personen in Not zu helfen!
Nach der Besetzung der Gruppenkommandanten und der Einteilung der Mannschaft, wurde gegen 13:30 Uhr via Tablet, die in den beiden Fahrzeugen RLFA und HLFA installiert sind, alarmiert.
Teil 1 – 13:30 Uhr
Übung 1 – Person in Notlage
Als wir wenige Augenblicke nach der Alarmierung bei der Volksschule Enzersfeld eingetroffen waren, fanden wir eine verletzte Person vor, dessen Finger in einer Blechdose steckte. Da die Kanten des Lochs, in der der Finger steckte, sehr scharfkantig waren, blutete die Dame bereits stark und Stand unter Schock.
Die Person wurde umgehend betreut, die Dose stabilisiert und mittels Blechschere aus der Dose befreit.
Zwischenzeitlich hatte der Einsatzleiter einen Funkruf zu einem Folgeeinsatz erhalten. Eine Person hätte sich bei Arbeiten auf einem Garagendach Verletzungen zugefügt und der Rettungsdienst benötige unsere Hilfe beim Retten des Betroffenen.
Martin Swoboda, der eingeteilte Einsatzleiter, reagierte umgehend und besetzte das Rüstlöschfahrzeug mit verfügbaren Kräften.
Nachdem die Person, dessen Finger in der Dose steckte, an den Rettungsdienst zur weiteren Abklärung übergeben wurde, fuhr auch das zweite Fahrzeug die neue Einsatzadresse auf der Manhartsbrunnerstraße an – wo es jedoch nicht lange sein sollte!
Übung 2 – Person auf Garagendach
Auf dem Dach einer Garage fand unsere Mannschaft einen Mann vor, der sich bei Arbeiten einen Nagel durch den Schuh genagelt bzw. geschossen hatte. Da der Betroffene über starke Schmerzen klagte und unter Schock stand, wurde die Sicht durch eine Decke beschränkt und anschließend der Nagel unterhalb der Sohle mittels Eisensäge vorsichtig abgesägt.
Schlussendlich wurde der verletzte Mann sicher von dem ca. drei Meter hohen Dach gerettet und an die Rettungskräfte übergeben.
Übung 3 – Eingeklemmte Person
Geplant als Unterstützung der bereits auf der Manhartsbrunnerstraße im Einsatz stehenden Mannschaft, wurde das Hilfeleistungsfahrzeug 1 kurz nach dem Eintreffen zu einem Technischen Einsatz in die verlängerte Pfarrgasse gerufen.
Auf dem Gelände eines landwirtschaftlichen Betriebes wurde aus unbekannter Ursache eine Person unter dem linken Vorderreifen eines PKWs eingeklemmt.
Ein Kamerad, der vor kurzem seine Zeit beim Zivildienst beendet hatte, kümmerte sich umgehend um die Betreuung der Person. Währenddessen wurde das etwas schief auf einer kleinen Schräge stehende Fahrzeug gegen ein unkontrolliertes Rollen gesichert.
Anschließend wurde das Fahrzeug Stück für Stück mittels Wagenheber angehoben und der Verletzte vorsichtig auf das Spineboard (stabile Kunststofftrage mit seitlichen Greifmöglichkeiten) gehoben.
Nachbesprechung
Nach Beendigung aller Einsätze wurden die Fahrzeuge im Feuerwehrhaus versorgt und wieder einsatzbereit gemeldet. Im Anschluss wurden Erfahrungen ausgetauscht und auf die insgesamt drei, teilweise parallel verlaufenden, Einsätze eingegangen.
Teil 2 – 15:00 Uhr
In einer kurzen Pause bestand einerseits die Möglichkeit, in den Übungsnachmittag einzusteigen und andererseits gab es die Möglichkeit, sich zu erholen bzw. sich mit Getränken und Mehlspeise zu stärken.
Übung 4 – Brand in Gewerbebetrieb
Übungsannahme war, dass bei der Fleischerei Scheiterer „die Selch durchgegangen“ war.
Sofort teilte sich die Mannschaft auf zwei Fahrzeuge auf und fuhr die Einsatzstelle von beiden Seiten – Hauptstraße und Mühlengasse – an. Da auf der Vorderseite des Geschäftes nichts zu sehen war, entschied auch das zweite Fahrzeug, ebenfalls die Hintereinfahrt anzufahren.
Bereits bei der Anfahrt konnte man große Rauchschwaden erkennen – somit wurde umgehend mit der Absicherung der Einsatzstelle begonnen. Die Mannschaft des RLFs kümmerte sich einstweilen um die Bereitstellung eines Atemschutztrupps, der Herstellung einer Löschleitung und der Aufgabe, sich Zugang zu den brennenden Objekten zu verschaffen.
Kurze Zeit später wurde erkannt, dass ein LKW unter Brand stand. Da die Löschleitung zu diesem Zeitpunkt natürlich bereits vollständig hergestellt war, konnte das Feuer schnell gelöscht werden!
Während der Brandursachensuche wurde uns mitgeteilt, dass eine Person auf dem Gelände vermisst wird.
Schnell wurde die angrenzende Selchkammer ins Visier genommen, bei der sich der Verdacht auch bewahrheitete. Der Reserve-Atemschutztrupp des HLFs begann umgehend mit dem Innenangriff und konnte eine reglos am Boden liegende Person in den Verarbeitungsräumen auffinden und sofort an die frische Luft bringen.
Anschließend wurde der Brandherd, nämlich der Ofen der Selchkammer, aufgesucht und ausgeräumt bzw. gelöscht.
Die größte Erkenntnis dieser Übung war, dass das Um und Auf bei einem Einsatz dieser Dimension die Kommunikation ist! Ohne direkte Sicht und durch viele aufeinanderfolgende Ereignisse verliert man sehr schnell den Überblick. Dank der bereits in den Fahrzeugen besetzten Funkgeräte, konnte der Austausch zwischen dem Einsatzleiter, der Gruppenkommandanten und der Mannschaft dennoch aufrecht erhalten werden und so Schlimmeres verhindert werden!
Teil 3 – 16:30 Uhr
Auch hier kamen wieder nun verfügbare Kameraden hinzu, um an dieser Großübung teilzunehmen.
Apropos Großübung – der letzte Teil der heurigen Staffelübung hatte es in sich!
Übung 5 – Verkehrsunfall mit drei PKWs und mehreren eingeklemmten Personen
An der Einsatzstelle, der Kirchengasse, angekommen, fanden die Kameraden der Feuerwehr Enzersfeld ein Horrorszenario vor:
- Ein angefahrener Radfahrer, liegend am Boden
- Ein PKW mit vier Insassen, wobei die Beifahrerin durch die Windschutzscheibe zur Hälfte auf der Motorhaube lag
- Ein PKW, mit einer eingeklemmten Person der mit einem Baum kollidiert war und senkrecht zum Stehen gekommen war
- Ein PKW, ebenfalls mit einer eingeklemmten Person, der bereits anfing zu brennen.
Bei einem Einsatz dieser Art wird, sofern der Alarmgeber das Geschehen korrekt weitergibt, automatisch mindestens eine zweite Feuerwehr (eine „zweite Schere“, wie es im Fachjargon heißt) mitalarmiert. Diese „zweite Schere“ bezieht sich auf das hydraulische Rettungsgerät bestehend aus Schere, Spreizer und Stempel. So gilt das zweite Gerät als Ausfallhilfe bzw. die zweite Feuerwehr als Unterstützung!
Auch bei dieser Übung fand die Mannschaft echte Personen, geschminkt mit Verletzungen und in den Fahrzeugen eingeklemmt, vor. Die realen Verletzten konnten so im Vergleich zu sonst eingesetzten Übungspuppen Rückantworten auf Fragen geben, gaben Schreie von sich bzw. konnten sich nur eingeschränkt bewegen.
Wovon die Mannschaft nichts wusste ist, dass das Rote Kreuz – anders als bei den vorherigen Übungen nur angenommen – wirklich mit zwei Fahrzeugen an der Einsatzstelle eintraf. Auch unser, in Enzersfeld wohnender, First Responder war umgehend vor Ort.
Der Einsatzleiter und die Gruppenkommandanten gaben umgehend nach der ersten Erkundung die Befehle zur Personenbetreuung, zur Brandbekämpfung mittels C-Rohr sowie der Bereitstellung des hydraulischen Rettungssatzes.
Bei einer so großen Anzahl an gleichzeitig ablaufenden Handlung ist höchste Konzentration bei allen Beteiligten gefordert. Glücklicherweise traf in der Zwischenzeit auch die Freiwillige Feuerwehr Königsbrunn ein, die sich um die Rettung der eingeklemmten Person im senkrecht stehenden PKW kümmerte – eine riesen Unterstützung für unsere Mannschaft!
Nachdem eine Person nach der anderen befreit werden konnte, wurden sie je nach Schweregrad der Verletzungen von Feuerwehrkameraden betreut oder direkt von der Rettung versorgt.
Der Ablauf seitens Rotes Kreuz wurde von Daniela Panek, Sanitätsmeister und Übungskoordinatorin beim Roten Kreuz Korneuburg, genauestens beobachtet.
Während die Rettungskräfte die Unfallstelle verließen und die Verletzten in das nächste „Krankenhaus“ fuhren, kümmerten sich die Feuerwehren um das Freimachen der Verkehrsflächen und die anschließende Reinigung.
Resümee & Danksagung! – 18:00 Uhr
Ein anstrengender, ereignisreicher Tag mit vielen individuellen Einsätzen, Herausforderungen, Erkenntnissen und tollem, kameradschaftlichem Zusammenhalt.
Zu Beginn mit eher kleinen, schnell durchführbaren Einsätzen, steigerte sich die Intensität zum Ende hin immer mehr. Einen professionellen Ablauf, ein eingespieltes Team und das Know-How aus den vielen Übungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte erkannte man jedoch durchwegs.
Bei einem abschließenden Essen im Feuerwehrhaus mit der Kameradin und den Kameraden aus Königsbrunn, den Kräften des Roten Kreuzes, den Darstellerinnen und Darstellern sowie den Helferinnen und Helfern bedankte sich Kommandant Christof Eichberger bei allen Beteiligten für den professionellen Ablauf recht herzlich!
Ein weiterer Dank gilt dem Unternehmen Erdbewegung Truhetz aus Königsbrunn, das uns beim „Modellieren“ der Übungsfahrzeuge mittels Bagger behilflich war!
Für die Zurverfügungstellung der Örtlichkeiten möchten wir uns zudem bei der Fleischerei Scheiterer bedanken!
Auch bei Thomas Knie, der mit seiner Kamera vor Ort war, möchten wir uns recht herzlich bedanken. Bei so vielen Eindrücken und gleichzeitig abgehaltenen Übungen wären eine Kamera bzw. ein Fotograf zu wenig gewesen.